Gesundheitsversorgung in China
In den vergangenen 30 Jahren wurden im chinesischen Gesundheitswesen viele positive Reformen durchgeführt und es wurde eine landesweite Krankenversicherung als Pflichtversicherung für alle Arbeitnehmer eingeführt. Die chinesische Krankenversicherung übernimmt jedoch bisher in der Regel nur einen Teil der anfallenden Behandlungskosten, auch deshalb, weil die Versicherungsbeiträge sehr niedrig sind.
Entwicklung der Gesundheitsversorgung in China
Nach den wirren des chinesischen Bürgerkriegs und der Gründung der Volksrepublik China, lag das chinesische Gesundheitssystem weitgehend in Trümmern. Die Lebenserwartung betrug weniger als 40 Jahre und es herrschte eine hohe Säuglingssterblichkeit. Man vertraute vielerorts auf traditionelle hausgemachte Medizin, die heute als TCM ("Traditionelle Chinesisch Medizin") auch in Europa teilweise populär ist. Mangelernährung und fehlendes Wissen über Hygiene und Gründe für Krankheiten sowie Aberglauben trugen zu der schlechten Gesundheitssituation bei.
In den Jahren nach der Gründung der Volksrepublik führten die Kommunisten eine Reihe von Reformen durch, um die ländliche Bevölkerung zu alphabetisieren und grundlegende soziale Dienstleistungen anzubieten. Besonders die so genannten "Barfuss-Doktoren" erlangten eine gewisse Berühmtheit. Dies waren nur mit medizinischem Grundlagenwissen ausgestattte "Freiwillige", die in die Dörfer entsandt wurden, um vor Ort die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu verbessern.
Wirtschaftsreformen und Aufbau eines Gesundheitssystems
Mit Beginn der Wirtschaftsreformen in den 1980er Jahren wurde auch mit dem Aufbau eines chinesischen Gesundheitssystems begonnen. Gleichzeitig wurden auch erste private
Krankenhäuser ausländischer Anbieter in Städten wie Shanghai und Peking eröffnet, um die zunehmend ins Land kommenden westlichen Arbeitnehmern eine medizinische Versorgung auf westlichem Standard anbieten zu können.
Der Aufbau eines landesweiten Sozialversischerungssystems schließt auch eine allgemeine verpflichtende Krankenversicherung für alle chinesischen Arbeitnehmer ein. Die chinesische Krankenversicherung ist heute eine von vier Sozialversicherungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind und von jedem Unternehmen für alle Mitarbeiter abgeschlossen werden müssen. Neben der Krankenversicherung sind die eine Arbeitslosenversicherung, eine Unfallversicherung, und eine Rentenversicherung.
Jedoch vertrauen viele Menschen, insbesondere mit geringer Bildung und wenig Einkommen, eher auf die traditionelle Hilfe von Familie und Verwandten. So wird in ländlichen und weniger entwickelten Gegenden Chinas oft versucht, die Beiträge für die Sozialversicherungen zu umgehen, sowohl von Arbeitgebern als auch von Arbeitnehmern. Auch hier zeigt sich, dass wirtschaftliche Entwicklung die beste Methode für soziale Entwicklung ist, denn in wirtschaftlich besser entwickelten Gegenden sind Krankenversicherungen deutliche weiter verbreitet.
Um die Akzeptanz der Krankenversicherung in China zu fördern, sind die Versicherungsbeiträge relativ niedrig, sowohl in absoluten Zahlen als auch als Prozentsatz des Gehalts eines Arbeitnehmers. Die Krankenhäuser in China sind entsprechend stark staatliche gefördert, um eine medizinische Versorgung anbieten zu können.
Kritik an der chinesischen Krankenversicherung
Viele medizinische Behandlungen werden von der chinesischen Krankenversicherung nur teilweise bezahlt, so dass der Patient einen gewissen Prozentsatz selbst aufbringen muss. Insbesondere in ländlichen und weniger entwickelten Gegenden überfordert dies viele Menschen, die auf medizinisch notwendige Behandlungen verzichten, um ihrer Familie die Behandlungskosten zu ersparen. Dieses bekannte Problem kann nur durch eine weitere wirtschaftliche Entwicklung gemindert werden.
Ein weiteres großes und wachsendes Problem ist das Misstrauen zwischen Arzt und Patient. Immer wieder hört man Geschichten über Ärzte, die sogar auf Kosten der Gesundheit ihrer Patienten unnötige Behandlungen vornehmen, um zusätzliches Einkommen zu erzielen. Dieses Problem ist sehr weit verbreitet und es gilt als Glücksfall, einen Arzt in der eigenen Familie zu haben, da man diesem vertrauen kann.
Das Problem fehlenden Vertrauens und mangelnder ärztlicher Ethik wird auch angetrieben durch die extreme Fokussierung vieler Chinesen auf materielle Werte, insbesondere in den Städten. Dieses Problem ist nicht mit Geld oder wirtschaftlicher Entwicklung zu lösen sondern nur mit einer Besinnung auf ethische Werte innerhalb der gesamten chinesischen Gesellschaft.
Westliche Krankenhäuser in China
Erkrankt man auf einer Chinareise, so ist es durchaus möglich, in ein chinesisches Krankenhaus zu gehen und dort eine erste Behandlung zu erhalten. Ausländer werden oft besser behandelt als Chinesen, man sollte aber trotzdem freundlich bleiben. Auch dann, wenn man feststellt, dass der Arzt nicht einmal ein Waschbecken in seinem Behandlungsraum hat oder es auf den öffentlichen Toiletten im Krankenhaus gar keine Seife gibt.
Als Faustregel gilt, je kleiner die Stadt, desto weniger gut die medizinische Versorgung. Es gibt außerdem bessere und schlechtere chinesische Krankenhäuser. Die Militär-Hospitäler in China sind üblicherweise relativ gut ausgestattet. Es gibt außerdem von der jeweiligen Provinz unterhaltene Krankenhäuser, die durchnummeriert sind als Krankenhaus Nr. 1, Krankenhaus Nr. 2, usw. Auch hier gibt es Unterschiede, und oft ist das Krankenhaus Nr. 1 die bessere Wahl.
In größeren und wirtschaftlich entwickelten Städten gibt es in der Regel auch Krankenhäuser ausländischer Betreiber oder chinesische Krankenhäuser mit ausländischen Joint-Venture-Partnern, die ein gewisses Mindestmaß an Versorgungsqualität garantieren.
Ausländische Krankenhaus-Anbieter in Shanghai oder Peking haben in der Regel internationale Ärzte und eine sehr gute medizinische Ausstattung, kosten aber auch entsprechend viel. Die chinesische Krankenversicherung ist für diese privaten Krankenhäuser nicht gültig. Außerdem werden diese Krankenhäuser in der Regel fast ausschließlich von Ausländern besucht, denn selbst chinesische Millionäre scheinen sich nicht sehr stark für eine gute eigene Gesundheitsversorgung zu interessieren.
Im Ausland gültige Private Krankenversicherungen in Deutschland übernehmen in der Regel auch die Behandlungskosten in privaten Krankenhäusern in Shanghai und anderen chinesischen Städten. Es gibt außerdem deutsche Reisekrankenversicherungen, die diese Kosten ebenfalls versichern.